Mit dem Rad zum Lake Ontario

Samstag, ein neuer Tag. Ich beginne, mein Zuhause zu mögen. Als erstes weihe ich die Dusche ein, danach ein gemütliches Frühstück. An die English Muffins kann man sich gewöhnen. Getoastet kommen sie dem, was man von Deutschland als Toast oder Brötchen kommt, noch am nächsten. Ach übrigens, ich toaste hier nicht in irgendeinem Toaster, sondern in einem echten „Proktor Silex“. Cool eh? Ich komme noch etwas mit Grace ins Gespräch. Sie hat Karten für mich von Hamilton. Sehr gut, grade jetzt, wo ich meine verloren habe. Ich meine zu ihr, dass ich Hamilton gerne erkunden würde, aber dazu muss ich halt erstmal an ein Fahrrad kommen. Naja, antwortet sie mir, sie wollte ihres gerade verkaufen, ich könnte es haben. Ich schaue es mir an, es ist fahrtüchtig. Zwar nicht grade in exzellentem Zustand, aber fahrtüchtig. Für 40 $ ist es meins. Cool, das war einfach! 😀
Als nächstes rufe ich bei Bell an, um mein Telefon einzurichten. Tausende Fragen stellt sie mir, von denen ich die meisten auch verstehe. Zwei Identifikationsdokumente will sie von mir. Bloß gut, dass ich mir einen internationalen Führerschein hab machen lassen. Dieser, zusammen mit meinem Pass, stellt sie zufrieden. Mein Account wird am Montag eingerichtet sein. Naja, zwar am Wochenende kein Telefon, aber dafür ist gleichzeitig Telefon und PC fertig. Das passt doch ganz gut. Eine Weile muss ich noch warten, bis ich aufbrechen kann, weil Lisa noch von mir Geld bekommt und sie sich, wie so oft, etwas verspätet. Gegen 14:00 kann ich dann endlich aus dem Haus. Nun, da ich ein Fahrrad und eine Karte habe, hält mich nichts mehr. Ich will Hamilton sehen. Gleichzeitig will ich Sandalen kaufen (meine sind total zerpflückt), auch benötige ich dringend ein Ladegerät, denn die Akkus zu meiner Kamera sind mittlerweile runter (was man ihnen nach zwei Wochen Dienst mit über 200 Fotos auch kaum verdenken kann). Ich kann drei Läden ausfindig machen, die solche Geräte führen, alle ziemlich weit entfernt. Aber naja, ich habe ja ein Fahrrad. Also radle ich erstmal die King St. hinunter Richtung downtown. An der Locke St. biege ich links ab, ich will runter zum See, endlich mal den Lake Ontario sehen. Nach einer Weile Fahrt, der erste Blick auf den See. Beeindruckend. Noch bin ich einige Meter über Seeniveau, ich muss noch weiter hinunter kommen. Hamilton hat einen Teil des See’s für sich abgeteilt, wie einen großen Hafen. Getrennt wird dieser Teil vom Rest des Lake Ontario durch eine riesige Brücke. Diese ist jedoch ganz schön weit weg (ich vermute mal 90 Fahrradminuten) und daher nehme ich mir jenen Teil für später vor. Heute will ich den Hafen von Hamilton und das Innere der Stadt begutachten. Auch das Niagra Escarpment reizt mich, doch dazu später. Im Moment stehe ich erstmal im Dundurn Park, der sich oberhalb des See’s entlang zieht. Eine Karte verspricht Treppen, die zum See hinunter führen werden. Bis dahin radle ich durch einen liebevoll angelegten Park, ausgedehnte Wiesen und einige Bäume. Es riecht nach pot. Wenn Kanadier pot sagen meinen sie Gras. „To smoke a pot“ – kiffen. Das ist insofern interessant, als das ich gerade am Tag davor einen Artikel über das „marijuana – law“ in Ontario gelesen habe. So ganz habe ich den Artikel zwar nicht verstanden, aber was ich verstanden habe ist, dass die Regierung es versäumt hat, das neue marijuana – law rechtzeitig zu bestätigen und es somit hinfällig geworden ist. Deshalb gibt es im Moment in Ontario kein Gesetz was den Gebrauch ebenjener Droge verbietet. Man inhaftiert zwar gelegentlich Leute deshalb, doch alle diese kommen über kurz oder lang wieder frei, da im Moment keine Handhabe gegen sie existiert. Hashbars sprießen, so der Artikel, in ganz Ontario wie Pilze aus dem Boden.

Einige Meter später weist mich eine eiserne Tafel darauf hin, dass ich mich auf den Burlington Heights befinde, wo ein General John Vincent um 1813 die Niagra-Halbinsel verteidigte. Ein paar Kanonen hat man wohl stehen lassen. Für die Touristen. Sie sind ziemlich abgegriffen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich eine Horde Touris mit gezückten Fotoapparaten und aufgesetztem Grinsen davor postieren.
Und weiter radle ich zu den Treppen. Kurz davor ein sehr schöner Aussichtspunkt über Burlington und den Hafen von Hamilton. In weiter Ferne erkenne ich die Hochhäuser von Toronto. Der Blick gefällt mir so gut, dass ich ein Panorama mache (viel Spaß beim angucken :D). Danach schiebe ich mein Fahrrad über das endlos wirkende Treppengerüst hinunter zum See. Was mich dort erwartet ist ein sehr schöner, breit ausgebauter Weg, der am Hafen entlang führt. Auf ihm Fußgänger, Fahrradfahrer und vor allem Rollerblader. Ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel hier. Nach ungefähr einer Meile schönen Strandes geht der Weg über in den Bayfront Park, den ich mir aber aus Zeitgründen nicht ansehe. Ich fahre weiter in die Stadt hinein. Das Hafengelände wird industrieller, riesige Piers, mit großen Lagerhallen drängen sich hier am Wasser aneinander. Eine Fabrik für Stahlblech nimmt eine sagenhaft große Fläche ein. Es ist einfach alles beeindruckend groß hier. So groß, dass man es gar nicht fotografieren kann. Dazu fehlt der Eindruck, die Tiefenwirkung. Ihr müsst mich schon besuchen kommen um euch das anzuschaun (Besucher sind immer gerne willkommen! Nur für den Flug kann ich nicht aufkommen… den müsst ihr selbst finanzieren.). Nunja, nach einiger Zeit Fahrt erreiche ich die Ottawa St., mein vorläufiges Ziel für heute. Weiter will ich in Richtung Ost (was von mir aus downtown ist) nicht fahren. Naja, dort finde ich dann auch meinen Laden, wo ich besagtes Ladegerät kaufen kann. Zum Mittag gibt es Fish’n’Chips in einer kleinen gemütlichen Eckkneipe. Dort gegenüber sehe ich übrigens etwas ziemlich bedeutendes: die legendäre allerallererste Tim Horton’s Filiale! Von Tim Horton’s hatte ich ja schon erzählt. Nur müsst ihr wissen, dass es den hier wirklich an jeder zweiten Hausecke gibt. Es ist ein riiiiesiger Konzern in ganz Kanada und USA. Und naja, hier haben sie halt angefangen, am 17. Mai 1964 ;-).
Ich bin die Ottawa St. jetzt südlich gefahren. Fährt man sie immer weiter und weiter und weiter, wird man nach einier Zeit mit einem Berg zusammenstoßen. Das ist das Niagra Escarpment. Wie das hier genau geologisch zusammenhängt, habe ich auch noch nicht rausgefunden. Jedenfalls ist es so, dass Hamilton an sich zwar sehr flach ist, aber auf zwei Ebenen verläuft. Eine Hochebene und eine im Flachland. Die Trennlinie ist das Escarpment. Irgendwie hat sich der Niagra River hier wohl vor vielen Millionen Jahren in die Landschaft geschnitten. Wenn ich das richtig verstanden habe. Naja, wie auch immer, jedenfalls will ich da hoch. Denn ich erwarte von dort oben einen sehr schönen Blick auf Hamilton. Doch wie zum Teufel erklimmt man, was ich auf 30-40m Felswand schätze? Nun, es muss einen Weg dort hoch geben, denn da wohnen Leute. Also fahre ich am Escarpment entlang Richtung Westen. Und siehe da, ich muss gar nicht lange suchen. An der Wentworth St. geht eine Straße nach oben. Der Sherman Access. Eine relativ steile, asphaltierte Straße. Doch das ist nicht der einzige Weg nach oben. Außerdem gibt es hier noch Treppen, die nach oben gehen. Da ich nur auf einen kurzen Ausblick aus bin und keine Lust habe, kilometerweit bergauf zu fahren, entscheide ich mich, die Treppen zu nehmen. Und ooohaaa, das sind Treppen! Insgesamt genau 500 Stufen führen hier nach oben! Doch, es lohnt sich, von oben werde ich mit einem sehr schönen Blick über ganz Hamilton und auf den Lake Ontario (so weit man ihn denn sehen kann) belohnt, den ich natürlich mal wieder in einem Panorama festhalte. Da mich der Ausblick so fasziniert, gehe ich noch etwas am Mountain Boulevard entlang. Exklusive Wohnungen mit einem echt hammermäßigen Blick (der auch sicher nicht so bald zugebaut werden kann ;)) sehe ich hier. Auch gibt es hier ein Krankenhaus, dessen Terasse direkten Blick auf Hamilton bietet. Da meine Sandalen mittlerweile völlig den Geist aufgegeben haben, gehe ich barfuß weiter. Viele weitere Ausblicke eröffnen sich mir. Gerne würde ich hier noch weiter gehen, aber aus Zeitgründen entscheide ich mich, umzukehren. Ich wollte noch Sandalen kaufen. Auf dem Rückweg zu den Treppen fällt mir ein Schild auf: Biking way to Limeridge Mall. Von der Limeridge Mall hatte ich gelesen. Da hieß es: Jackson Square ist eines der kleineren Einkaufszentren, wer richtig shoppen gehen will, sollte zur Limeridge Mall gehen. Auf meiner Karte ist sie zwar nicht eingezeichnet, aber ich denke mir, weit kann sie ja nicht sein und also laufe ich mit meinen zerpflückten Sandalen in der Hand dort hin. Wenn ein Schuhgeschäft dann doch am allerehesten in der größten Mall Hamiltons. Es mag zwar Samstag abend sein, aber da wird schon noch was auf haben, denke ich. Nunja, der Asphalt stellt sich als sehr scharfkantig heraus und so muss ich schon bald meine Schuhe wieder anziehen, da mir die Füße schmerzen. Ich laufe die Upper Wentworth Street Richtung Süden. Der Weg zieht sich. Sie muss doch irgendwann mal… Nach 10 Minuten Weg, eine Mall. Habe ich sie endlich gefunden? Nein, das ist nur ein kleines Einkaufszentrum, kein Schuhgeschäft zu sehen. Es dauert eine halbe Stunde, bis ich endlich an der Limeridge Mall ankomme. Und dreimal dürft ihr raten… natürlich haben da längst alle Geschäfte geschlossen. Es ist 10 nach 6 und um 6 machen hier alle Läden dicht. Nun bin ich aber wirklich schwer enttäuscht von Hamilton. Aber war ja klar, dass mir das wieder passiert. Alles was ich hier erreichen kann, ist, an einem public payphone einen Menschen anzurufen, den ich über alles liebe…
Für den Rückweg nehme ich einen Bus, der mich bis zu den Treppen fährt. Es wird langsam dunkel, als ich sie erreiche und zu meinem Fahrrad eile. Gegen zehn bin ich zurück und falle ziemlich schnell ins Bett. Wie üblich kommt mir der Gedanke ans Internet. Naja morgen nicht, aber Montag dann, hier, am eigenen PC mit dem eigenen Telefon. Nun kann doch nix mehr schief gehen.

Rad-WM in Hamilton

Hamilton, den 4. bis 12. Oktober. Die sonst so monoton ihrem gut einstudierten Alltagstrott folgende Stadt ist außer Rand und Band. Die Hauptader der Stadt, die „Aorta“ Main Street, abgesperrt. An jeder Kreuzung mindestens zwei Polizisten. In der Luft Hubschrauber, mindestens drei. Krieg? Verbrecherjagd? Ausnahmezustand? Naja, ein bisschen von allem: die Rad-WM kommt nach Hamilton. Und damit auch ja kein Hamiltoner dieses „fantastische“ Ereignis verschläft, hat man die Strecke natürlich mitten durch die Innenstadt gelegt. Die Main Street fahren sie entlang, dann Richtung Escarpment. Dort scheucht man sie den Berg hoch (ich bin da auch hochgeeiert und habe tierisch gekeucht, diese Steigung is viehisch!), lässt sie oben ne kleine Runde drehen. Dann gehts den Berg runter, dort ne Spitzkurve und wieder rauf auf den Hügel und so weiter und so weiter. Nunja, man zwingt ja keinen, alle Fahrer sind meines Wissens nach freiwillig hier. Und es gibt ja auch was zu holen… ein WM-Titel winkt…!
Naja, für’s Profi-Radfahren hab ich mich zwar noch nie wirklich interessiert („Nein, die Tour de France ist nicht ’spannend‘!“ ©), aber wenn man schon mal ’ne WM vor der Haustür hat, das will man dann doch nicht verpassen. Das ganze Spektakel ging eine Woche lang, jeden Tag irgendwas anderes. Unser erster Versuch, dort was zu sehen, scheiterte leider. Bis Scott mal so aufgestanden, geduscht und abmarschbereit war, hat’s dann doch wieder etwas gedauert und als wir dort waren, war für den Tag schon alles gelaufen. Aber zumindest haben wir ein Faltblatt in die Hand gedrückt bekommen mit allen Strecken und Terminen.

Und so war unser zweiter Feldzug schon erfolgreicher. Samstag, der 11. Oktober. Das Finale der Frauen. Und wir mitten drin. Gut, wenn man Leute kennt, die in der Main Street wohnen, nah am Geschehen. Dort konnten wir das Auto parken. Und dann auf ins Getümmel. Das Erste, was wir sehen, ist die Südkurve. Ein großer, flexibler Kameraarm ragt ins Geschehen. Und, wie auf Bestellung kommt eine Gruppe von etwa 10 Radfahrerinnen durch das Bild gerauscht. Zeit für die erste Fotoserie. Man berichtet uns, das sei schon die letzte Runde. Schnell machen wir uns auf den Weg zum Zieleinlauf. Eine Runde dauert etwa 17 Minuten, genug Zeit also, denn weit ist dieser nicht entfernt. Natürlich ist alles voller Menschen. Und der eigentliche Zieleinlauf ist abgezäunt. Dort hat man Tribünen aufgebaut, auf denen man sich gegen ein entsprechendes Entgelt eine gute Sicht erkaufen kann. Preislich außer Reichweite für einen Studenten, versteht sich. Aber wir haben da auch schon ’ne ganz andere Option in Aussicht: Man hat eine Brücke gebaut, um den Menschenmassen die Möglichkeit zu geben, die Straßenseite zu wechseln ohne einen Auffahrunfall mit den potenziellen Weltmeisterinnen zu verursachen. Damit die Leute nicht auf jener Brücke stehen bleiben, hat man zwei Maßnahmen ergriffen: zum einen hat die Brücke einen Sichtschutz, obschon dieser eigenartigerweise sporadisch kreisförmige Gucklöcher vorsieht, zum anderen und schon bedeutend überzeugender, ziehen auf der Brücke Wachmänner ihre Kreise, die die Passanten doch eindringlich auffordern, „bitte“ weiterzugehen. Doch auch im Vorübergehen kann man ein paar Fotos schießen und so laufen wir von der einen Seite der Brücke zur anderen und wieder zurück und wieder hin… kein Officer kann uns daran hindern. Nun ja, der Zieleinlauf geht ziemlich schnell: die versprengten ersten Plätze, danach das immernoch zusammenhängende Hauptfeld mit dem allergrößten Teil der Fahrerinnen und nur wenig später ein paar verkleckerte Grüppchen, die wohl nicht mithalten konnten. 5 Minuten später ist es vorbei. Eine Belgierin hat wohl gewonnen. Umringt von einer unglaublich mächtigen Schar rückwärtslaufender und dabei eifrig fotografierender Fotografen tritt sie den Weg Richtung Tribüne an. Einige Zeit später öffnet man die Gitter und gibt die Strecke frei. Wir schlendern die „Boxen“ ab, um zu sehen welche Länder alles vertreten sind. Irgendwo finde ich auch die Box von Deutschland, aber dort ist keiner, die sind wohl schon nach Hause. Keine schlechte Idee eigentlich… noch ein paar Fotos und dann gehen wir auch nach Hause. Das Wesentliche haben wir gesehen und dort stundenlang rumzustehen und auf das alle Viertelstunde durchs Bild ziehende Hauptfeld der Fahrerinnen zu warten, darauf hatten wir eh keine Lust.
So ähnlich habe ich es dann auch am nächsten Tag gemacht. Nur raffinierter. Sonntag. Das Finale der Herren. Um das Ende nicht zu verpassen, lasse ich mir über’s Internet live die Zeiten durchgeben, so weiß ich immer, die wievielte Runde sie gerade fahren und nebenbei wer vorne is… als sie dann in die vorletzte Runde gehen, fahre ich raus, um Fotos zu schießen. Lustig fand ich am zweiten Tag, dass alle paar Häuser jemand seinen kleinen Fernseher rausgetragen hatte und oft große Trauben von Leuten sich davor angesammelt hatten um den Rest der Strecke zu verfolgen.

Herbstimpressionen in Kanada

So, dieses Mal ein Update mit erstaunlich wenig Text. Ich wollte euch einfach mal ein paar schöne Herbstimpressionen zeigen. Entstanden sind die Bilder zu unterschiedlichen Gelegenheiten. Der erste Satz Bilder entstand auf einer kleinen Herbsttour am 10. Oktober mit Scott, Kathy und Robert (wer sich nicht erinnert, das sind drei meiner vier Mitbewohner). Wir sind mit dem Auto auf das Escarpment gefahren, zum Haus von Scotts Dad. Dort haben wir dann eine schöne Runde gedreht, ein bissl Frisbee gespielt und die Sonne, sowie die herbstlich bunt gefärbten Bäume genossen. Als wir zurück an dem Haus waren, hatten sich dort ziemlich viele „deers“ versammelt. Mindestens fünf, davon drei Jungtiere. Sie kamen bis an den Zaun und ließen sich füttern.

Das zweite Bild ist auf insgesamt 2 Touren entstanden, die ich am 28.10. und am 08.11. alleine ins sogenannte „Cootes Paradise“ gemacht habe. Das ist eine Art kleines Naturschutzgebiet um einen kleinen abgetrennten Teil des Lake Ontario. Vom Campus aus hat man an mehreren Stellen direkten Zugang dazu.
Der dritte Satz stammt schließlich aus einer kleinen Tour in den Royal Botanical Garden, wo ich nach einer „Hintertür“ suchte, wie man dort hineinkommt ohne bezahlen zu müssen (ich habe sie gefunden ;-)).
Mehr will ich dazu auch gar nicht sagen, also, lasst sie einfach mal auf Euch wirken! Viel Spaß!

Triester Herbst in Kanada

Nun, irgendwann ging auch der wunderschöne Herbst mal vorbei. Die Bäume entblätterten sich und die gerade noch so bunten Wälder hüllten sich in ein winterlich monotones Grau. Der Winter stand vor der Tür, man konnte es spüren, ganz deutlich. Doch irgendwie ließ er auf sich warten. Während in Deutschland der erste Schnee fiel und sich so mancher bei mir nasetriefend über die Kälte beklagte, blieb bei mir der Dezember sehr mild. Natürlich wurde ich nicht darin müde, den Schnupfnasen hämisch unter die Nase zu reiben, dass das wohl das Klima in so südlichen Gefilden wie Kanada ist. Denn schließlich befinde ich mit auf ca. 43.1° nördlicher Breite, ebenso wie Florenz, Monaco und Marseille und damit nur 1.5° nördlicher als Rom, Barcelona oder Istanbul. Wer es nicht glaubt, möge in einen Atlas schauen ;-).
Um so weniger mild ging dann jedoch das erste Semester zu Ende: Klausuren, Assignments und andere (Un-) Erfreulichkeiten wollten da noch absolviert werden. Doch irgendwann war alles überstanden und endlich machte der permanente Gedanke Studium Raum… Raum für… ja für was eigentlich? Na klar! Weihnachten! Mit einem Male fühlte ich mich förmlich wie vom Schlag getroffen und die Wahrheit wurde mir bewusst: In einer Woche ist ja… Weihnachten. Und trotzdem, wie Weihnachten war mir gar nicht zu Mute. Doch für ein allmählichen Übergang zur Besinnlichkeit – längst zu spät. Da hilft nur eins: Die erste Hilfe aus dem nächstgelegenen Supermarkt. Und also deckte ich mich ein mit allerlei Kerzen, manch eine sogar Duft verbreitend, Lichterketten, Räucherkerzen und allem was mir sonst noch zum Thema Weihnachten einfiel. Doch wir wissen ja – allein besinnt man sich nicht gern und so wären wohl all diese Notfallmaßnahmen wirkungslos geblieben, wenn… ja wenn da nicht, eines wunderschönen Dezembertages, die Rettung meiner Seele, der Inbegriff meines Glücks, das Zentrum meiner Existenz, die Inkarnation meiner Liebe, kurz, mein Schatz, wie von des Adlers Schwingen beflügelt, sanft und unbeschadet auf dem Pearson International Airport gelandet wäre. Doch zu meinem Glücke ist ja genau das geschehen und so wichen wir uns nicht mehr von der Seite für die nächsten wundervollen 26 Tage. Den Weihnachtsabend verbrachten wir im „familiären“ Kreise, mit meinen Mitbewohnern Scott und Kathy und zahlreichen Flaschen Sekt und Wein. Man munkelt sogar, Whiskey sei auch im Spiel gewesen…
Und nur zwei Tage später stand noch mehr Besuch ins Haus: Langjähriger Mitbewohner und studentischer Mitstreiter Bernd hatte sich, unter Zuhilfenahme eines Mietwagens, auf die glücklicherweise nicht allzu weite Reise in die Stadt „in der nur lebt wer muss“ (Zitat diverse Einheimische) gemacht, um uns hier einen Besuch abzustatten. Und so verbrachten wir dann die nächsten dreieinhalb Tage zusammen und nutzten die Gelegenheit, ein Auto zur Verfügung zu haben, um die Umgebung unsicher zu machen. Im Zuge dessen blieben weder Toronto noch die Niagara-Fälle vor uns verschont (Näheres dazu werde ich in einem Sonderbericht erzählen, nur Geduld.).

Jedoch der Winter ließ weiter auf sich warten. Es sollte noch bis zum 6. Januar dauern, bis Väterchen Frost an die Tür klopfte. Obschon es „mit der Tür ins Haus fiel“ wohl besser umschreiben würde. Denn mit einem Male wurde es dann doch empfindlich kalt. Bevor ich nun hier mit Temperaturen „angebe“ möchte ich eins erklärend vorweg schicken. Hamilton liegt am Ontario-See, der sich östlich und nördlich von uns erstreckt. Fährt man nach Süden, kommt man recht bald an den Erie-See. Und nach nur 200 Kilometern Fahrt in westlicher Richtung (was für kanadische Verhältnisse wahrlich kaum mehr ist als ein Katzensprung) stößt man auf den Lake Huron. Kurzum: in jeder Himmelsrichtung gibt es größere Wasseransammlungen. Und das macht sich bemerkbar: Sobald es stürmt, stürmt es feucht. Die Luftfeuchtigkeit ist eigentlich immer hoch. Und das mag manch einer aus eigener Erfahrung bestätigen können – je feuchter der Wind, desto stärker empfindet man die Kälte. Es ist die Form von Kälte, die in jede Pore des Körpers zu kriechen scheint, die sich hämisch über jede nicht perfekt abgedichtete Stelle in der Kleidung freut, die einem sprichwörtlich das Blut in den Adern gefrieren lässt. Und deshalb kann der Blick auf’s Thermometer mitunter arglistig täuschen, denn auch wenn die Sonne scheint und es doch so warm aussieht, der Wind ist geradezu tödlich. Aus jenem Grunde ist also vor dem Gang aus dem Hause stets die „gefühlte Temperatur“ vom Wetterinformationsdienst seines Vertrauens zu überprüfen. Und die lag den größten Teil des Winters noch 10°C unter dem, was uns das Quecksilber androhte. Der Kälterekord, den ich persönlich erlebte, belief sich auf -24°C Quecksilber bei einer gefühlten Temperatur von -32°C. Das ist ganz schön kalt. So kalt, dass einem beim Fahrradfahren die Augen tränen und selbige Flüssigkeit nicht wenig später im Gesicht gefriert. So kalt, dass sich jeder Windstoß an eventuell freiliegenden Ohren anfühlt, wie ein aufgesetzter Schuss aus einer Schrotflinte. So kalt, dass… man einfach nicht rausgeht wenn man es nicht unbedingt muss. Aber wir mussten natürlich. Eine lückenlose Dokumentation war schließlich eine der wesentlichsten Missionen meines hiesigen Aufenthaltes. Und davon profitiert ihr ja nun auch. Wären wir nicht unter Einsatz unseres Lebens unserer dokumentarischen Pflicht nachgekommen, könntet ihr nun die folgenden Fotos nicht bestaunen. Also, betrachtet sie mit Respekt. 😉
Die ersten drei Fotos sind bei mir am Haus entstanden, als es das erste mal richtig geschneit hatte. Die restlichen Fotos haben wir beide am „Princess Point“ aufgenommen (die meisten davon wurden von meinem Schatz fotografiert). Leider sieht man nicht, wie kalt es ist. Aber glaubt mir einfach, es war verdammt kalt.
Natürlich gab es noch auf vielen weiteren Touren einige wunderschöne Motive, die ich nur zu gerne abgelichtet hätte. Unglücklicherweise hat sich jedoch meine Kamera verabschiedet :(. Das Objektiv blieb irgendwann beim Hineinfahren auf halbem Wege stehen und dort steht es noch immer, es bewegt sich nicht vor und nicht zurück. Schalte ich die Kamera ein, müht sie sich zwar kräftig ab, das Objektiv zu bewegen, gibt dann allerdings nach einigen Versuchen auf und quittiert ihr Scheitern mit 5 kurzen Piepstönen sowie der sehr hilfreichen Schrift „E18“ auf dem Display. Mittlerweile habe ich die Kamera dem Fotoladen, bei dem ich sie erstand, übersandt, selbiger leitet sie im Moment zwecks Reparatur an Canon weiter. Zum Glück habe ich ja noch Garantie. Ich bin übrigens nicht der einzige mit dem Problem, google erzählte mir von unzähligen E18 – Betroffenen mit den unterschiedlichsten Canon – Modellen. Nun ja, hoffen wir, dass ich meine Kamera bald funktionstüchtig zurückbekomme. Traurig, dass ich so viele schöne Motive verpasst habe. Aber nicht zu ändern.

Tagestrip Toronto

Man muss schon sagen, mit dem Wetter hatten wir Glück. An einem wunderschönen sonnigen Tag fuhren wir also von Hamilton aus die 80km mitten hinein in das Herz der großen Stadt: Toronto. Natürlich hatten wir uns vorher umgehört: Was schaut man sich denn so an, wenn man in Toronto ist? Die Antworten waren erstaunlich verhalten. Das einzige was jeder sofort antwortete war: CN Tower, dieser lange „Gieschel“ der da so mitten in der Innenstadt rumsteht. Naja genauer genommen ist er wohl das höchste Gebäude der Welt, behaupten die Torontojaner. Ob man dem Glauben schenken kann sei mal dahingestellt, denn irgendwie war ich schon öfter auf Gebäuden die angeblich die höchsten der Welt sind. Dieser jedenfalls ist 553.33m hoch (625.09m über NN). Mit Antenne. Die Antenne alleine ist ja fast 100m. Achja, wo wir grade bei Zahlen sind: Falls ihr beabsichtigen solltet, den Turm zu klauen, plant eine Masse von 130,000 Tonnen und ein Volumen von 40,523.8 m³ ein.
Nagut, genug Zahlensalat, worauf ich hinaus wollte war, dass man uns außer ebendiesem Turm kein wirklich lohnenswertes Ausflugsziel nennen konnte. Die Innenstadt, naja, Einkaufen kann man hier wohl toll (wo kann man das nicht?) und ein Kasino gibt es, natürlich. Sollte ich es noch nicht betont haben: Die Kanadier lieben Kasinos. Vor allem die Kanadier mit asiatischer Abstammung. Deshalb gibt es die hier alle paar Meter und von einem dieser sollten wir tatsächlich noch profitieren, doch dazu später.

Bevor ich mich noch völlig in Details verrenne, bleiben wir beim Wesentlichen. Toronto. Unser erstes Ziel nun also der CN Tower. Verfehlen kann man ihn ja nicht, da er mit seinen 553 Metern Höhe kaum zu übersehen ist. Die Eintrittspreise sind nicht ohne, 25$ knöpft man uns ab für das von uns gewählte Programm, bestehend aus: „Observation Deck“, einer Aussichtsplattform in 346 Metern Höhe (der dicke Knubbel da), dem „Glass Floor“, wo man ein Stück des Bodens durch entsprechend solide Plexiglasscheiben ersetzt hat auf denen man herumturnen kann während sich unter einem recht viel Luft befindet und schließlich dem „Sky Pod“, einer weiteren Aussichtsplattform in einer noch viel schwindelerregenderen Höhe von 447 Metern (der kleine Knubbel oben drüber).

Aber davon ließen wir uns nicht abschrecken und betraten mutig das Gebäude. Unsere Taschen kontrollierte man erstaunlicherweise nicht, nur durch eine eigenartige Schleuse mussten wir wo uns Luftdüsen abpusteten. Den Sinn davon habe ich bis heute nicht ganz durchschaut. Kurz darauf befanden wir uns auch schon im Fahrstuhl wo man uns während wir die Stadt immer kleiner werden sahen, erklärte, dass wir jetzt mit 27km/h in die Höhe gezogen werden. Oben angekommen werden wir dafür dann doch mit einem sehr schönen Blick belohnt. Kanada ist ja, zumindest in Ontario, ein sehr sehr flaches Land. Das ist zwar oft irgendwie langweilig aber wenn man sich dann dafür mal etwas höher befindet kann man umso mehr sehen. Noch dazu wenn das Wetter so gut ist wie an diesem Tag. Auf dem Glasboden stehend fragte man sich dann schon ob es hier eigentlich auch so etwas wie einen TÜV gibt? Nun ja, er hat gehalten. Übrigens war an dem Tag so viel Wind, dass man oben beim Laufen deutlich gespürt hat, wie der Boden unter einem schwankt…

Nun nach viel rauf und runter und Fotos hin und her haben wir dann doch den Turm wieder verlassen und sind herunter zum Hafen gelaufen. Dort gab es einen sehr schönen Sonnenuntergang und einen Blick auf den Turm. Im Anschluss daran suchten wir die Innenstadt und fanden das futuristisch aussehende Rathaus, einen zur Eislaufbahn umgearbeiteten Springbrunnen sowie eine lange und sehr bunte Einkaufsstraße. Soweit zu unserem Toronto-Erlebnis.

Ausflugsziel die Niagarafälle

An diesem Tag hatten wir sogar noch mehr Unterstützung. Scott und Kathy meine damals-noch-Mitbewohner begleiteten uns zu den Fällen. Und von Scott lernten wir einen nützlichen Trick dem ich nur jedem empfehlen kann, der sich von kanadischer Seite den Fällen nähern sollte. Er zeigte uns, wie man komplett kostenlos und völlig legal parken kann ohne weit laufen zu müssen. Und das geht so: wenn man den Highway (Q.E.W.) auf die Fälle zufährt sieht man des Öfteren Hinweisschilder zum „Casino Niagara“. Folgt man diesen, eigentlich gar nicht zu übersehenden, Schildern zum „Parking Lot 1“ kann man dort sein Auto kostenlos abstellen. Auf diesem Parking Lot steht dann ein Bus bereit, der einen, natürlich wieder kostenlos, zum Kasino fährt. Die Rechnung geht für das Kasino auf, denn jeder der Insassen der tatsächlich ins Kasino geht wird ein Vielfaches von den entstehenden Kosten dort verlieren. Geht man jedoch einfach an der Kasinotür vorbei steht man schon fast direkt vor den Fällen. Einfach und praktisch. Muss man wissen.

Nun gut und dann liefen wir sie eben ab. Auf der kanadischen Seite zu den eigentlichen „Horse-shoe-Falls“ und auf der amerikanischen Seite zu den, wie die Kanadier sagen würden „Fake Falls“ (ups, hoffentlich liest kein Ami mit :P). Das Wetter war klasse, blauer Himmel Sonnenschein. Nur kalt war es. Eiskalt. Mitten im kanadischen Winter eben. Und dazu der Mist mit dem mist. Das Wort „mist“ bedeutet im englischen nämlich sowas wie Nebel, Dunst. Und das sieht man ja auf dem Foto, dieser Mist hing eben über den Fällen wie so eine Statue. Und da musste man auch durch denn über der Straße hing der mist auch. Und das war eben Mist. Weil feucht. Und kalt. Aber was tut man nicht alles. Der einzige Vorteil von diesem Mist: es gab schöne Regenbogen-Effekte.

Um die amerikanische Seite von nahem zu sehen, mussten wir natürlich erstmal an den Grenzbeamten vorbei. Soso, einreisen wollen wir also. Und haben kein Visum. Man erklärt mir, ich müsste eine kleine grüne Pappkarte zum stolzen Preis von 6USD pro Pappe erwerben (teurer als meine Telefonpappen und damit kann ich wenigstens telefonieren!) und ausfüllen. Alles in allem ist der Grenzbeamte so, wie ich leider bisher nahezu alle amerikanischen Grenzbeamten erleben musste: mürrisch, genervt und unfreundlich. Als wir dann noch das Formular falsch ausfüllen läuft er leicht rötlich an. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen bezahle ich die 12$ mit Kreditkarte. Er beäugt meine Mastercard sehr abfällig und dass er sich nun auch noch aus seinem Sessel erheben muss um uns nebenan abzukassieren treibt ihn fast zur Verzweiflung. Aber da muss er durch und nach einer guten halben Stunde lässt man uns endlich passieren.

Mittlerweile ist es dunkel geworden. Aber so ganz verkehrt ist das auch nicht, denn bei Dunkelheit werden die Fälle von der gegenüberliegenden Seite in wechselnden Farben angeleuchtet und in der Dunkelheit gelangen uns einige schöne Zeitaufnahmen.

Ausflug nach Lake Erie

Am dritten Tage haben wir uns dann entschlossen mal in Richtung Süden bis hin zum Eriesee zu fahren. Wir entschieden uns für den Ort „Port Dover“ südwestlich von Hamilton. Dort erwartete uns, bei strahlendem Sonnenschein, eine sehr schöne Sandküste und ein kleiner Hafen. Es war zwar kalt und doch wieder nicht kalt da die Sonne vom blauen Himmel schien. Die Temperaturen hatten am Ufer eine kleine Eisschicht gebildet. Wann immer Wellen ankamen hörte man neben dem herkömmlichen Rauschen ein sehr eigentümliches Klirren des Eises. Eine sehr schöne Erfahrung. Nun, für den Rest lasse ich einfach mal die Bilder sprechen und hoffe, sie gefallen Euch! 🙂